DPSG Stamm Sugambrer Bonn Beuel

Tag 1

Haifa, Haifa!

Den heutigen, ersten Tag in Israel haben wir in der im Norden liegenden Stadt Haifa verbracht. Doch bevor wir überhaupt losfahren konnten, mussten wir ewig auf unseren Leiter Yannik warten. Als er dann mit 10 Minuten Verspätung angekommen war, fuhren wir mit dem Bus, dessen Busfahrer so schien als könnte er uns nicht leiden, entlang der Küsten nach Haifa.

In Haifa angekommen übernahmen dann zwei israelische Pfadfinder die Leitung und führten uns durch die Stadt. Unser erstes Ziel war der Shuk Markt, wo wir Obst und Gemüse, Brot und Berliner (die man hier traditionell zu Hanukkah isst) und natürlich exzellente Oliven kaufen konnte.

Nach dem wir den Markt ordentlich unter die Lupe genommen hatten, fuhren wir mit dem Bus zum Blumengarten Bahai. Hier konnte man Blumen, Palmen und Kakteen bestaunen. Als wir auch dies zu genüge getan hatten, wanderten wir den Berg in Richtung eines Aussichtsposten hoch. Als wir endlich dort ankommen waren, machten wir tolle Fotos und uns über hässliche Gebäude lustig. Nachdem wir auch das erledigt hatten, waren wir alle hungrig und fuhren mit dem Bus in ein „deutsches Viertel“ um dort in das Restaurant Shtroudl zu gehen, welches, der ausgefallenen und übermäßigen Deko nach zu urteilen, auch ein Christbaumkugel-Geschäft hätte sein können. Zu unserer Überraschung sprach der Besitzer deutsch und wir wurden von anderen Gästen auf unsere deutsche Kluft und die DPSG angesprochen. Nach einem sehr leckeren israelischen Essen fuhren wir zum letzten Halt unseres Ausflugs: zum Stand.

Am Strand sprangen ein paar von uns ins Wasser und andere machten Fotos von der schnell untergehenden Sonne. Als wir  nach Hause aufbrechen wollten, war unser Bus plötzlich verschwunden, doch nach einer kurzen Suche fanden wir ihn schließlich am Ende des Parkplatzes. Schnell stiegen wir ein und dann ging es auch schon zurück nach Hause.

Abends feierten wir mit unseren Gastfamilien Hanukkah. Die zwei ersten Kerzen der Hanukkah (dem Jüdischen neunarmigen Kerzenleuchter) wurden an diesem Abend entzündet. In vielen Gastfamilien kamen viele Familienmitglieder zu Besuch: Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins, Großeltern—in machen Familien kamen bis zu 20 Familienmitglieder und feierten gemeinsam Hanukkah. Zunächst versammelten sich alle um den Leuchter und zündeten dann die ersten zwei Kerzen an, während alle gemeinsam sangen. Es herrschte eine sehr fröhliche und ausgelassene Stimmung. Anschließend wurde das Essen eröffnet. Es gab Unmengen an kleinen Gerichten: Süßkartoffeln, Quiche, Quark, Hummus, Salat, Oliven, Pita, Guacamole und so weiter. Natürlich gab es danach auch sehr viel Nachtisch, so dass wir alle viel zu viel aßen. Das Fest endete in manchen Familien erst nach Mitternacht. An diesem Abend hatten wir alle sehr viel Spaß und fanden es sehr interessant die israelische Kultur so mit erleben zu dürfen.

Tag 2

Tel Aviv

Heute verbrachten wir den Tag in Tel Aviv. Da uns Yannik an diesem Tag nicht begleitete, konnten wir pünktlich aufbrechen. Zwei israelische Pfadfinder des National Scout Centers führten uns durch die Stadt. Die Stadtführung begann in einer sehr großen Shopping Mall. Da wir nichts kaufen wollten und die Mall auch sonst nicht sehr interessant war, langweilten wir uns. Nach der Mall-Besichtigung gingen wir in einen Park, in dem uns die israelischen Pfadfinder erklärten, wie die große Organisation der israelischen Pfadfinder organisiert ist. Besonders interessant war, dass es nicht nur israelische Pfadfinder in Israel gibt, sondern auch in vielen anderen Ländern, so dass die jüdischen Kinder auf der ganzen Welt die israelische und jüdische Kultur kennenlernen können. Anschließen besuchten wir  einen Markt mit vielen kleinen Ständen, die Kleidung verkauften, und liefen, nachdem wir eine lange  Zeit auf dem Markt herumgeschlenderten, zu einem besonders schönen Viertel.

In diesem Viertel herrschte eine sehr schöne Stimmung. Ein Straßenmusiker sang, viele Menschen saßen auf bunten Stühlen, unterhielten sich und hörten ihm zu. Wir aßen dort zunächst einen Nachtisch, der sich Malahi nennt. Er besteht aus einem weißen Pudding mit Granatapfelsoße und Erdnüssen. Der Pudding war sehr süß und sehr lecker. In dem netten Viertel gab es einen sehr großen Markt, den Carmel Markt. Dieser Markt gefiel uns allen sehr gut, da er anders als deutsche Märkte war.

Die Stände standen in einer Straße eng beieinander und die diversen Waren stapelten sich. Es gab knallbunte Gewürze, Baklava in allen Sorten, Früchte, Falafel, Kleidung, Schmuck sowie Souvenirs für Touristen. In der Hauptstraße des Marktes gab es so viele Menschen, dass man sich nur im Schneckentempo fortbewegen konnte. Es herrschte eine besondere Stimmung und man fühlte sich wie mitten im Orient. Nach langen Rundgängen auf dem Markt, liefen wir zum Strand. Er lag direkt an der Straße und an Hochhäusern, doch wir hatten trotzdem sehr viel Spaß als wir mit den Füßen im Wasser standen und Fotos schossen. Nach einem langen Weg auf der Promenade, am Meer entlang, erreichten wir Jaffa. Jaffa war eine wunderschöne alte Stadt, die uns allen sehr gut gefiel. Für viele von uns war Jaffa der schönste Ort, den wir an diesem Tag besichtigten, doch leider waren wir alle so müde, dass wir die Stadt kaum genießen konnten. Die Straßen Jaffas waren sehr schön. Es gab kleine Gassen mit orientalischen Häusern und vielen kleinen Läden, die unterschiedliche Waren verkauften. Besonders schön war eine Moschee, deren Wände mit hellblauen Mosaiken verziert waren. Anschießend liefen wir zu einem Park, von dem wir die schöne Sicht auf Tel Aviv und Jaffa genossen. Besonders interessant war es, den Kontrast zwischen der alten Stadt Jaffa und den Hochhäusern der modernen Teile Tel Avivs zu sehen. Zurück zum Bus liefen wir am Hafen entlang und genossen dabei den Sonnenuntergang. Zum Abschluss trafen wir Dor Posner, den israelischen Koordinator unseres Austauschs. Er brachte uns als Geschenk Halstücher der israelischen Pfadfinder mit.

Nach diesem anstrengenden Tag waren wir alle sehr müde. Da unsere Gastfamilien jedoch ein großes Dinner für uns vorbereitet hatten, trafen wir uns am Abend bei einer Gastfamilien zu Hause. Wir entzündeten die dritte Hanukkah-Kerze und aßen gemeinsam. Der Abend war sehr nett. Wir verstanden uns gut mit den israelischen Pfadfindern und hatten sehr viel Spaß. Trotzdem war es  aber auch sehr chaotisch, da die Pläne für die nächsten Tage immer wieder verändert wurden und wir uns immer wieder neu überlegen mussten, wie wir uns an die israelischen Planänderungen anpassen. Allgemein ist hier vieles sehr chaotisch, da in letzter Sekunde das Programm und die Absprachen geändert werden. Einerseits führt dies zu viel Stress, aber andererseits lernen wir so auch andere Mentalitäten kennen, lernen mit ihnen umzugehen und sich ihnen anzupassen. Insgesamt war der Tag sehr schön. Wir haben viel gesehen und hatten viel Spaß, auch wenn oft anstrengend war.

Tag 3

Jerusalem

Paul

Ich fand  den Tag in Jerusalem sehr schön. In der Jerusalemer Altstadt hatte man den Eindruck einer normal gewachsenen Stadt und nicht einer Stadt, wie Tel Aviv, die aus dem Boden geschossen ist. Unangenehm fand ich aber vielen schwer bewaffneten Polizisten.

Aufgrund der stärksten Regenfälle seit Jahrzehnten in Israel, wurde uns bereits am Vorabend mitgeteilt, dass unsere Wanderung um einige Tage verschoben wird. Daher entschlossen wir uns am heutigen Tag nach Jerusalem zu fahren. Da es der letzte Schultag in Israel war, konnten uns dabei keine israelischen Pfadfinder begleiten.

Nach chaotischer Fahrt, der Bus hatte einen Türschaden und Jacob hatte sein Handy an der Bushaltestelle vergessen, weswegen Yannik mit ihm zurück laufen musste, kamen wir in Jerusalem an.. Unser erster Halt war der Markt Mahane Yehuda. Dort schlenderten wir durch die Stände, kaufen Kleinigkeiten, aßen Süßigkeiten und bekamen von Yannik und Anna Knaffe. Knaffe ist sehr süß und lecker, ähnlich wie Baklava.

Danach fuhren wir zum Damaskus Gate. Das Damaskus Gate ist einer der Eingänge zur Altstadt Jerusalems und befindet sichim muslimischen Viertel. Der Eingang liegt tiefer als die Straße und eine im Halbrund angeordnete Treppe führt auf eine Brücke, über die man die Altstadt erreicht. Das Tor wird von schwer bewaffneten israelischen Soldaten bewacht.

Durch das arabische Viertel liefen wir dann zur Klagemauer. Nach einer pseudomäßigen Kontrolle wurden wir zur Klagemauer gelassen. Um den Bereich der Männer zu betreten mussten wir eine Kopfbedeckung aufziehen, hierbei kann man auch die ausliegenden Kippas nutzen, es ist aber nicht verpflichtend. Die Frauen mussten zu einem anderen Bereich, um an die Klagemauer zugelangen. Nach der Besichtigung der Klagemauer trennten wir uns von Anna und Yannik. Wir vereinbarten uns in zwei Stunden an der Erlöserkirchen wiederzutreffen. Allein besichtigten wir den Tempelberg. Die Moschee war sehr beeindrucken und schön. Leider hatten wir nur sieben Minuten zur Besichtigung des Tempelbergs. Nach Ablauf der sieben Minuten wurden wir vom Berg geschickt. Anschließend hatten wir viel Freizeit in der Altstadt von Jerusalem. Wir besichtigten die verschiedenen Viertel von Jerusalem und trafen christliche Pfadfinder. Die Pfadfinder tragen grüne Kluften und waren freundlich. Sie kamen gerade von einer Wanderung zurück und hatten gemeinsam Weihnachten gefeiert. Die Veranstaltung löste sich gerade auf und die Kinder zerstreuten sich in ihre Familien. Wir gingen weiter in Richtung der „Chruch of the Redeemer“ (Erlöserkirche) im christlichen Viertel. Dort trafen wir auf unsere beiden Leiter, die es tatsächlich geschafft hatten die Kirche zu finden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen hatten wir dann abermals Zeit die Stadt weiter zu erkunden. Gemeinsam mit unseren Leitern bestiegen wir wir die Dächer Jerusalems. Von dort hatte man einen schönen Blick auf die Moschee auf dem Tempelberg und die Kirchen der Stadt. Hier entstanden natürlich auch einige Gruppenfotos. Wieder trennten wir uns von unseren Leitern. Gegen Ende des Tages machten wir uns auf den Weg zum Damaskus Tor um unsere Leiter wiederzutreffen. Da wir früher dran waren, bogen wir kurz vor dem Damaskus Tor ab und gingen entlang der Stadtmauer durch das arabische Viertel. Dort trafen wir auf drei kleine Jungen, die anfingen, Fingernagel große Stein nach uns zu werfen. Zuerst vereinzelt, doch nach einiger Zeit wurden die Steine größer und die Treffsicherheit der Kinder nahm zu. Wir verließen die Altstadt also zügig und kehrten von außen zum Damaskus Tor zurück.

Anne

Da ich schon einmal in an einem iraelischen Austausch teilgenommen hatte und meine damalige Gastschülerin sehr patriotisch war, den Krieg für notwendig hielt und auch selbst ein Teil davon sein wollte, interessierte mich die Meinung meiner jetzige Gastschwester zu diesem Thema sehr interessiert. Deshalb sprach ich sie  auf dieses etwas heikle Thema an. Meine jetzige Gastschwester hatte eine ganz andere Sicht auf das Thema. Sie erzählte, dass sie Bibi (Benjamin Netanjahu) nicht gut fände und meinte, sie und ihre gesamte Familie fänden seine Politik schlecht.

Wenn sie wählen könnte, würde sie definitiv links wählen. Sie wünscht sich es gäbe in Israel Frieden und dass sowohl Jugend als auch Araber Israelis und Palästinenser gemeinsam und friedlich in einem Land leben. Da sie eine Krankheit hat, mit der sie nicht zum Militär gegen darf, muss sie also nicht direkt am Krieg teilnehmen und das findet sie auch gut so. Für viele Israelis seien die zwei bzw. drei Pflichtjahre bei Militär eine wichtige Erfahrung, bei der sie viel lernen würden, wie  z. B. das von den Eltern unabhängige Wohnen. Aus diesem Grund würde sie trotzdem gerne zum Militär, doch statt dort aktiv den Krieg zu unterstützen würde sie dort in einer Theatergruppe oder in eine Band gehen. Besonders wichtig ist es ihr auch, so wie vielen Israelis, dem Land etwas zurück zu geben, weshalb sie nach ihrem Abschluss gerade ein freiwilliges soziales Jahr machen möchte. Mich machte ihr Standpunkt unglaublich glücklich. Ich hatte vorher immer nur Israelis gehört, die den Krieg gut fanden und Araber als Terroristen ansahen. Einav hatte so eine andere Sicht auf die Dinge, dass es mich sehr freute. Besonders erstaunlich fand ich, dass Einav sagte sie fände es traurig, dass die Israelis nun ähnlich mit den Palästinensern umgehen würden, wie die Deutschen damals mit den Juden. Außerdem sprach ich mit meiner Austauschschülerin darüber, wie es für sie sei ein Deutsche aufzunehmen. Sie erklärte, dass es für sie keinen Unterschied mache, dass ich deutsch sei. Ich hätte ja keine Schuld am Holocaust oder am Krieg. Ihr Großvater habe den Holocaust miterlebt und habe  seine Eltern verloren, doch er hätte die Deutsche nie gehasst. Als sie ihrer Oma erzählte, dass sie eine Deutsche bei sich aufnehme, habe die Oma sich unglaublich gefreut. Sie sagte, dass nun endlich Frieden zwischen Deutschen und Juden herrsche. Dies freute mich sehr und berührte mich.

Allgemein machte mich dieses Gespräch sehr glücklich und gab mit Hoffnung für die Zukunft. Ich fand es auch sehr erstaunlich, dass ein Mädchen, das in einem Land im Krieg lebt, so reflektiert denkt und dem ganzen so kritisch entgegensteht.

Tag 4

Hod haSharon und Absage Wanderung

Linus

Der Tag hat mir insgesamt sehr gut gefallen da man von dem Müllberg einen guten Ausblick hatte. Unangenehm fand ich die Sicherheitskontrollen an den Eingängen zur Mall, welche von schwer bewaffneten Soldaten bewacht wurden, in der das Restaurant war.

Am heutigen 25. Dezember zeigten uns unsere Gastschwestern ihren Lieblingsplatz in Hod HaSharon. Wir trafen uns um 11 Uhr in einem nahen gelegenen Park. Nachdem alle eingetrudelt waren gingen wir zu der höchsten Erhöhung weit und breit. Dieser Berg ist  eine ehemalige Müllhalde, die zum Naherholungsgebiet umgestaltet worden ist. Ein Wanderweg führt auf den Berg, oben waren eine israelische Flagge und ein Hanukkah-Kerzenständer angebracht und am Fuß der Halde befindet ein künstlich angelegter See.

Um die Spitze des Berges zu erreichen brauchen wir ungefähr 15 Minuten. Es war sehr windig. Diese Witterungsbedingungen nutzten wir aus, um ein paar coole Fotos zu machen. Insgesamt war es aber für unseren Plan, hier oben gemeinsam zu Picknicken, zu windig und so entschieden wir, uns wieder an den Ausgangspukt zurück zu gehen. Dort tranken wir frisch gebrühten Kaffee und Tee auf dem Steg am künstlichen See. Nun war es schon 13 Uhr und so gingen wir zu einem asiatischen Restaurant und aßen dort Nudeln, Sushi und Burger. Insgesamt sehr empfehlenswert und lecker. Danach entschieden wir uns nach Hause zu gehen und entspannten den restlichen Tag in den Gastfamilien.

Am Abend wurden wir alle zum Shevet gefahren, Shevet ist das Wort für „Stamm“, wird aber synonym auch für den Ort des Stammes verwendet. Der Shevet besteht aus zwei Containern und einer umzäunten Fläche mit ein paar Bänken. Dieser Ort sieht sehr anders aus als unser Jugendheim, in dem wir uns zu wöchentlichen Gruppenstunden treffen. Unserer Austauschstamm hat viel mehr Mitglieder, als wir in Beuel. Allerdings ist der Stamm auch noch nicht so alt und daher fehlt die notwendige Infrastruktur noch teilweise. Sie wollen sich gerne auch räumlich vergrößern. Beim Shevet hatten sich viele Pfadfinder versammelt, die in zwei Tagen gerne den Hanukkah-Trip mit uns antreten wollten. Während der Einweisung begann es zu regnen. Mitten im Regen standen wir also da und warteten auf die Übersetzung von dem was Gal, der Leiter und Vorstand der israelischen Pfadfinder, den versammelten Pfadfindern sagte. Zusammengefasst erklärte uns Gal, dass der Trip für alle 10. Und 11. Klässler wegen des Regens abgesagt wird. Wenn es in der israelischen Wüste, genauer gesagt in den höher gelegenen Bergen, regnet, können sich riesige Wasserfluten bilden, die lebensgefährlich werden, da sie durch die Canyons strömen und viel Sand und Matsch mitreißen. Im vergangenen Jahr sei es in der Wüste wegen solcher Fluten zu Todesfällen mit Kindern und Jugendlichen gekommen, weswegen nun alle sehr vorsichtig seien. Da die 12. Klässler an einem anderen Ort in der Wüste, in dem es keine Unwetterwarnung gaben, wandern gehen wollten, haben sie aber die Erlaubnis erhalten zu wandern. Wir deutsch Pfadfindern sollten nun, statt mit unseren Gastschwestern auf den Trip zu gehen, auf den Trip der älteren „Seniors“ gehen. Als uns dies verkündet wurde, waren wir alle erstmal sehr irritiert und die Stimmung war bedrückt. Wir fühlten uns unwohl dabei, die Wanderung ohne unsere Gastschwestern durchzuführen welche sich die letzten Tage sehr gut um uns gekümmert hatten. Wir stellen uns zusammen in den Regen  besprachen, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Ein paar von uns wollten unbedingt in die Wüste und dieses Ereignis miterleben. Andere empfanden es als unfair den Gastschwestern gegenüber, und wollten nur am Trip teilnehmen, wenn auch die Gastschwestern mitkommen könnten. Andere hatten sowieso nicht so viel Lust am Wandern hatten somit kein Problem damit, in Hod HaSharon zu bleiben. Wir sprachen mit Anna und Yannik über die Situation und einigten uns darauf, dass die beiden versuchen würden mit Gal und Dor zu sprechen um zu erreichen, dass unsere Gastschwestern mit uns mit wandern dürften.

Jacob

Ich denke, dass uns das gemeinsame Gespräch sehr weitergeholfen hat, da es uns sehr zusammengeschweißt hat.

Wegen des immer noch andauernden Regens kamen wir in der nahegelegenen Schule unter, die ziemlich heruntergekommen wirkte.  Wir besprachen uns mit unseren Gastschwestern in einem Klassenraum mit zerbrochenen Fensterscheiben und Wasserschaden um ihnen unsere Gedanken mitgeteilt. Unsere Gastschwestern waren sehr gerührt, dass wir versuchen wollten, trotzdem mit ihnen gemeinsam zu wandern. Allgemein herrschte eine sehr emotionale Stimmung, da alle versuchten ihren Gastschwestern zu sagen, wie wichtig ihnen die Erfahrung mit ihnen gemeinsam sei und wieviel uns an den anderen liegt.

Nach all den langen Gespräche und Planungen waren wir sehr müde, trafen uns aber trotzdem noch in der Nacht in Ronis Haus. Dort herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung und wir haben uns sehr gut verstanden. Das Treffen ging bis spät in die Nacht.

Tag 5

Hummus & Chill

Um 13:00 Uhr trafen wir uns zum Mittagessen an einem Hummus Restaurant. Während wir dort zu Mittag aßen, fing es an sehr stark zu regnen. Trotz des Regens hat der Hummus dort sehr gut geschmeckt. Nach wir fertig gegessen hatten und der Regen nachgelassen hatte gingen wir zu Roni nach Hause. Das Haus sah sehr luxuriös aus, sowie fast alle Häuser, unsere Gastfamilien. Bei Roni (Julius‘ und Jacobs Gastfamilie) sprachen wir darüber, ob wir auf den Hanukkah-Trip gehen oder nicht. Da wir von Gal und Dor neue Informationen erhalten hatten, dass trotz allen Bemühungen unsere Gastschwestern nicht mit uns gemeinsam auf den Trip kommen dürften, entschieden wir uns dazu mit den Seniors (den 12. Klässlern) gemeinsam zu hiken. Weil unsere Gastschwestern nicht mitkommen dürfen, war unsere aber Stimmung bedrückt.

Anschließend fuhren wir wieder in unsere Gastfamilien um zu packen und trafen uns am Abend, gegen acht Uhr, bei Mika (Linus‘ Gastschwester). Nun erfuhren wir von Yannik und Anna, dass wir doch nicht auf den Hanukkah-Trip gehen, weil die Seniors uns eigentlich nicht auf ihrem Trip dabei haben wollen. Sie hätten uns nur mitgenommen, weil ihre Leiter ihnen das befohlen haben. Das Pfadfinder-System in Israel ist strenger als in Deutschland. Es gibt bei den Pfadfindern in Israel eine sehr starke Hierarchie. Wenn jemand, der in der Hierarchie über eine steht, einem etwas sagt, dann muss man dem anscheinend folge leisten. Für jeden größere Ausflug und jeden größeren Programpunkt muss die oberste Instanz der Pfadfinder zustimmen. Man muss für alles eine Erlaubnis einholen. Deshalb ist hier vieles sehr umständlich und macht das Planen, zumindest für uns, sehr schwer. Nachdem der Trip nun komplett abgesagt wurde, versprach Gal uns, sein Bestes zu geben, um uns trotzdem eine gute Zeit zu ermöglichen und uns Aktivitäten zu bieten. Zunächst war die Stimmung etwas bedrückt, doch wurde diese durch Gals Versprechen etwas besser. Während wir mit unseren Gastschwestern ein israelisches Kartenspiel spielten, wurde die Stimmung relativ schnell besser. Wir verstanden uns alle sehr mit unseren Gastschwestern. Insgesamt war es ein Tag ohne viel Programm, doch mit sehr viel Chaos, da sich die Pläne ständig änderten.

Tag 6

Regen

Der folgende Morgen fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Nachdem der Trip abgesagt worden war, wollten wir uns an diesem Tag nochmals nach Tel Aviv begeben wo uns unsere Gastfamilien ihre Lieblingsplätze zeigen wollten. Wegen des starken Regens und teilweisen Hagel entschieden die Israelis jedoch nach einigem Hin und her und viel Unsicherheit, nicht nach Tel Aviv zu fahren und stattdessen bowlen zu gehen. Yannik und Anna standen jedoch schon an der Bushaltestelle und mussten völlig durchnässt abgeholt werden, während sich die Straßen in Flüsse verwandelten.

Entsprechend war die Stimmung beim Bowlen nicht so fantastisch. Hinzu kam noch, dass wir eine Stunde warten mussten, bis eine Bahn frei wurde und diese dann nur mäßig zum Spielen geeignet war, was zu sehr schlechten Ergebnissen in der gesamten Gruppe führte. Anschließend wollten wir Essen gehen, jedoch entschieden wir, dass das Restaurant, in welches wir gehen sollten, zu teuer sei. Da das Wetter mittlerweile besser geworden war, entschieden wir auf Yanniks Vorschlag hin, am Nachmittag doch noch nach Tel Aviv zu fahren. Dort aßen wir Nudeln bzw. Falafel und die Stimmung besser sich wieder. Anschließend trennten wir uns von den Leitern, spazierten durch die Straßen Tel Avivs auf der Suche nach Anita, der besten Eisdiele der Stadt. Nach dem Genuss des tatsächlich vorzüglichen Eises zeigten uns unsere israelischen Freundinnen den alten Bahnhof und wir turnten ein wenig auf den Schienen. Anschließend gingen wir zum Stand – es war bereits dunkel geworden – und dort schafften wir fast alle, nasse Füße und Hosen zu bekommen. Eine der Israelis fiel sogar nahezu vollständig ins Wasser.

Auf dem Rückweg zum Bus brach leichte Chaos aus und die gute Laune des Nachtmittags war bei einigen wieder verflogen. Wir kamen jedoch wohlbehalten wieder an. Aufgrund des Shabbats gab es keinen regulären ÖPNV, die eingesetzten Shabbat-Busse waren dafür aber kostenlos fuhren aber nicht bis Hod haSharon, so das wir den letzten Teil der Strecke mit Taxi zurücklegen mussten. Am Abend feierten wir bei Noa zu Hause mit der gesamten Altersstufe des Shevets Hanukkah mit Spaß und guter Stimmung.

Alles in allem war dieser wohl der stimmungsmäßig durchwachsenste Tag der Reise, jedoch sei nicht behauptet man habe nicht daraus lernen können.

Tag 7

"Erdbeeren pflücken" und Übernachtung im Shevet

Heute wollten wir eigentlich auf dem Hanukkah Hike sein der aber aufgrund des Regens leider ausfallen musste. Das alternativ Programm war, dass wir auf ein Erdbeerfeld gehen und Erdbeeren pflücken wollten. Wir trafen uns also am Shevet, von wo aus wir zum Erdbeerfeld gingen. Unterwegs fing es an stark zu regnen. Am Feld angekommen mussten wir feststellen, dass an unserem Treffpunkt niemand anzutreffen war. Auch als wir am Feldrand entlang liefen fanden wir niemanden von der Farm. Aufgrund des Wetters war diese geschlossen. Auch der Regen wurde immer stärker, weshalb wir uns an einer Bushaltestelle unterstellten und überlegten, was wir mit dem angefangenen Tag machen sollten. Wir entschieden uns in ein Café zu gehen und uns erstmal aufzuwärmen. Von dort gingen wir in ein Einkaufszentrum, wo wir eigentlich einkaufen gehen wollten weil wir am Abend mit den Israelis am Shevet übernachten wollten.

Am Einkaufszentrum angekommen stellten wir fest das aufgrund des Sabbats die Supermärkte noch geschlossen waren und erst in einigen Stunden wieder öffneten.Also gingen wir zu unseren Gastfamilien zurück und warteten auf den Abend.

Später am Tag trafen wir uns mit den Israelis am Shevet und gingen endlich einkaufen, da die Geschäfte am zweiten Tag des Sabbats abends wieder aufmachen. Nach dem Einkaufen gingen wir zurück zum Shevet und nutzen die Zeit während Feuer gemacht wurde um das Zelt für die Nacht aufzubauen. Danach wurden über dem Feuer Schnitzel gebraten.
Das Zelt aufzubauen war eine etwas schwierige Angelegenheit. Es bildeten sich leider zwei Lager die eher gegeneinander statt miteinander arbeiteten: Weil die Israelischen Pfadfinder der Meinung waren das Zelt auf eine Weise aufzubauen und wir Deutschen auf eine andere. Am Ende hatten wir Recht und der Spruch "das Zelt ist ja auch in Deutschland hergestellt worden" sorgte nicht gerade für eine Verbesserung der Laune.

Beim Schnitzel braten gab es einen Zwischenfall. Durch die hochschlagenden Flammen entzünete sich das Fett in der Pfanne mehrfach. Die ersten Brände ließen wir ausbrennen. Den letzten Fettbrand "löschte" Gal fachmännisch mit nasser Erde und Laub. Wir warnten ihn das die Erde noch sehr nass ist vom Regen und es möglicherweise eine Stichflamme geben könnte und er den Brand wenn überhaupt mit dem bereitstehenden Feuerlöscher löschen sollte. Dieser Rat störte Gal aber nicht und er löschte das Feuer und befahl uns sehr direkt das wir bitte Abstand halten sollten während er sich um das Feuer kümmert.
Die nasse Erde und die Blätter verursachten die angekündigte Stichflamme.
Nachdem das Feuer in der Pfanne gelöscht und die letzten beiden Schnitzel mit Erde bedeckt waren haben wir gegessen. Anschließend setzten wir uns mit Tee ans Lagerfeuer und sangen gemeinsam Lieder und waren sehr froh das Yannik eine Gitarre dabei hatte. Auch der Ärger der letzten Stunden war zu diesem Zeitpunkt verflogen und wir hatten einen schönen Rest Abend.

Tag 8

Jordanien am Horizont

„Come on! Wake up!“, sagte Gal „Yalla, Yalla!“. Es war 5:50 Uhr. Wir lagen im Zelt und schliefen bis kurz vor diesem Ruf noh. Langsam krochen wir aus unseren Schlafsäcken und zogen uns an. Es war kalt und windig. Galag (wie wir ihn scherzhaft nannten) riss die Zeltwände in die Höhe und der Wind pfiff uns ins Gesicht. Auf einmal war ich wach. Ich fing an meine Sache zu packen. Ich stopfte meinen Schlafsack in den scheinbar viel zu keinen Beutel und rollte meine Isomatte auf. Die Israelis schienen es nicht eilig zu haben. Selbst der Wind brachte sie nicht aus der Ruhe. Ich fing an mit meinen kalten Fingern das Zelt abzubauen. Meine Finger schmerzten, das Zelt was anhand von Schlaufen an seinem Metallgerüst aufgebaut und diese ließen sich einfach nicht öffnen. Ich verließ das Zelt und eilte zur Toilette des naheliegenden Sportplatzes. Der Pfadfinderstamm besaß weder Haus noch Toiletten, also verwendeten wir die Toiletten der Sportanlage. Auf dem Klo wusch ich mir die Hände in kaltem Wasser. Ich spürte wie Blut in meine Fingerspitzen schoss. Ich eilte zurück zum Zelt. Irgendwie war die Situation am Zelt komisch: Die militärische Art von Gall prallte auf die Faulheit der Israelis.

Diese Gesellschaft wirkt gespalten n die Zeit vor und die Zeit nach dem Wehrdienst. Vor dem Wehrdienst wirken die Israelis unpünktlich und unsportlich. Nach dem Wehrdienst herrscht zwar immer noch Planlosigkeit, aber die Menschen wirken abgehärtet.

Nach dem Abbau des Zeltes stiegen wir in den Bus und fuhren in Richtung Norden. De Tag über machten wir eine Wanderung in die Nähe des Sees von Galiläa.
Auf der Wanderung war ein „local guide“ und ein „security man“ dabei. Der local guide ist erforderlich um eine Wanderung durchführen zu dürfen, und der security-man auch.Auf der Wanderung erklärte und der local guide etwas zu verschiedenen mehr oder weniger interessanten Lebewesen. Es ging vornehmlich um Frösche und Stachelschweine.

Die Frau, die uns durch die wunderschöne, aber auch matschige Landschaf führte war zwar manchmal etwas seltsam, da sie sehr gerne über das Geschlecht und die Geschlechtsmerkmale von Tieren sprach, doch sie sie erzählte uns auch von einer einprägsamsten ihrer Erfahrungen. Sie nahm vor einiger Zeit an einem deutsch-israelischen Austausch teil, bei dem die Enkelkinder von Nazi-Generälen und Enkelkinder von Holocaustüberlebenden sich trafen und sich gegenseitig bei sich zu Hause aufnahmen. Uns gefiel die Idee dieses Austauschs sehr und fanden es bewundernswert welchen Mut und welche Kraft manche Menschen haben zu verzeihen. Ganz besonders spannend war es auch, dass die Frau uns erzählte, sie könne die Deutschen, die ihre Augen vor dem Schrecken in ihrem Land verschlossen nachvollziehen. So wie damals viele Menschen nicht sehen wollten was mit den Juden passierte, würde sie auch nicht wissen wollen was mit den Menschen in Gaza passiere. Ein paar ihrer Nachbarn würden den Menschen in der Westbank helfen und ihnen Essen bringen, doch sie habe dies noch nie getan. Als wir ihr erzählten, dass wir planen nach Palästina zu reisen und ein gemeinsames Lager mit Israelis und Palästinensern in Deutschland zu veranstalten, freute sie sich sehr und meinte, dies sei einer sehr gute Idee. Wir fanden es alle sehr spannend, dass die meisten Israelis, die wir während des Austauschs trafen ein israelisch-palästinensischen Lager gut fanden und sich Frieden in ihrem Land wünschen. Nach dem Gespräch und dem leckeren Essen wanderten wir weiter und mussten mehrmals einen überfluteten Bach überqueren. Die meisten hatten danach klatschnasse Füße.

Der Weg verlief, dann noch durch das Tal in die Ebene des Jordans. Im Tal hat uns dann der Bus abgeholt und zurück in Richtung Hod haSharon gefahren, zwischendurch konnten wir uns bei einem kurzen Stopp noch einmal die Beine vertreten.

Zeitlich sehr knapp erreichten wir das Community-Center hin Hod haSharon. Von der letzten, kurzen Nacht und der Wanderung gezeichnet nahmen wir am Höhepunkt der Hanukkah-Feier teil. Es wurde viel Musik gespielt, es gab die obligatorischen Berliner und Julius und Anne entzündeten eine Kerze am Hanukkah-Leuchter im Community Center.

Den Abend haben wir jeder in den Gastfamilien verbracht. Bei mir war eine Hanukkah-Feier. Wir zündeten die letzte Kerze an.

Paul

Der security-man erklärte mir, dass er von den scouts bezahlt wird und dass bei jeder Gruppenwanderung ein security-man dabei sein muss.
Daraufhin fragte ich Gal, wieviel die Stammesmitglieder den pro Jahr zahlen müssten. Er sagte mir, dass der Mitgliedsbeitrag bei 700 Shekel pro Jahr liegt. Das entspricht ca. 250 € und ist somit das fünffache des Jahrbeitrags der Pfadfinder in Bonn.

Ich habe den Eindruck, dass das Leben in Israel deutlich teurer ist als in Deutschland. Ich frage mich, wie dieser Staat sich finanziert.

Die ganze Familie hat sich getroffen und feierte zusammen. Bei der Feier habe ich mich mit dem Großvater meiner Gastschwesterunterhalten. Er erzählte, dass seine Familie aus der Nähe von Danzig stammt und er dorthin zurückfahren will, auf der Spur nach seiner Vergangenheit. Er meinte, dass seine Familie von dort in Richtung von Sibirien geflohen ist und dann eine Zeit lang in Kasachstan gelebt hat. Von da ist er dann nach Israel gekommen. Ich hätte gerne länger mit ihm gesprochen, doch dann kamen neue Gäste und er als Familienoberhaupt musste natürlich alle begrüßen. Ich bin früh ins Bett gegangen um ausgeschlafen zu sein für den Rückflug.

Tag 9

Abschied

Am nächsten Morgen trafen wir uns ein letztes mal im Shevet um gemeinsam zu Frühstücken. Auch musste noch das Zelt zusammengeräumt und der Platz aufgeräumt werden.
Außerdem feierten wir Annas Geburtstag.

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer emotionalen Verabschiedung machten wir uns mit einem Bus auf den Weg zum Flughafen Ben Gurion um dort über Wien nach Hause zu fliegen.

Am Flufhafen gerieten wir in die für Israel typischen Sicherheitskontrollen die wir aber alle ohne weitere Zwischenfälle passierten. Kurz vor dem Abflug wurden noch die letzten Postkarten geschrieben und in den Briefkasten geworfen. Während des Fluges tauschten sich alle über das Erlebte aus. Und noch über den Wolken bekamen wir mit, dass in Deutschland während unserer Abwesenheit eine Krise unbegreiflichen Ausmaßes ausgebrochen war: Die Oma, die im Hühnerstall Motorad fährt. Und ja, insgeheim freuten wir uns auf diese komische, aber doch auch angenehme, Deutsche Mentalität.

Der Israel Austausch wurde gefördert durch die Bundesstadt Bonn sowie das Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch ConAct